Vor genau zwei Wochen gab es eine große und sehr freudige Überraschung für mich. Esther ist plötzlich wieder in Singida gestanden! =)
Sie hat ja bis April hier gewohnt und ist seitdem in Kigoma bei ihrem Verlobten, da sie am Wochenende heiraten werden. Ursprünglich wollte ich zu der Hochzeit gehen, aber da Kigoma mbali sana (sehr weit weg) ist und es zudem noch sehr teuer ist, da hin zu kommen, kann ich also nicht zur Hochzeit gehen. Daher dachte ich eigentlich auch, dass ich Esther nicht mehr sehen werde. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass sie uns hier nochmal besucht hat.
Geblieben ist sie dann bis Samstag Morgen.
Donnerstags haben Julius und ich uns nach der Arbeit mit Helea und Katharina getroffen, zwei Deutsche, die auch hier in Singida leben. Katharina und Markus haben hier eine Dispensary aufgebaut und wohnen mit ihren Kindern (Helea und ihre drei kleinen Brüder) und einem Team von noch 5 anderen Deutschen in dem Stadtteil Sabasaba. Wir hatten einen richtig schönen Nachmittag und sind zu dem zweiten See in Singida gelaufen, leki Kindaye.
Haben uns echt gut unterhalten und Julius und ich haben es so auch einmal geschafft, an diesen See zu gehen. Bisher hatte das immer nie geklappt. Und es hat sich wirklich gelohnt – der See ist genauso toll wie der Singidani!
Am Samstag darauf haben wir die beiden dann auch gleich wieder gesehen, denn Manu und Naemi, zwei aus dem Team, haben eine kleine Abschiedsparty gemacht, da es für sie ein paar Tage später nach Dar es Salaam und dann zurück nach Deutschland ging.
Die beiden wohnen sehr luxeriös, jedenfalls für die hiesigen Verhältnisse ;) Aber fließend Wasser, eine richtige Dusche, eine normale Toilette, eine Waschmaschine und eine richtige Küche gehören für mich eindeutig zum Luxus.
So haben wir Pizza gegessen und später gab es noch Kuchen. Ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass ich richtiges deutsches Essen hatte. Das kam hier in Tansania glaube ich noch gar nicht vor! Aber es war super lecker!! danke an Manu und Naemi =)
Mit einem Lied, einer kleinen Versteigerung und einem Theaterstück hatten wir einen sehr unterhaltsamen Nachmittag. Und natürlich haben wir auch ganz viel geredet und von unseren bisherigen Erlebnissen erzählt. Gut, das Team hat uns erzählt und wir haben denen erzählt. Julius und ich waren die einzigen „Neuen“, alle anderen kennen sich ja bereits schon seit fast einen Jahr oder noch länger ;)
Abends haben wir dann noch einen kleinen Spieleabend gemacht, allerdings nicht zu lange für Julius und mich, da ich bis zehn daheim sein musste, denn hier wird schließlich das Tor zugemacht und wecken will ich auch niemand, nur weil ich zu lange fort sein muss...
Das nächste Ereignis kam am darauf folgenden Mittwoch. Zusammen mit der Mama und einer Nachbarin bin ich morgens mit dem Bus in Richtung Dodoma gefahren. Es ging nämlich zur Sent-Off-Party von Esther! =)
Nach etwa drei Stunden sind wir ausgestiegen und von da aus ging es mit dem Pickipicki mitten durch den Busch. Esther kommt aus einem kleinen Dorf nahe Dodoma. So fuhren wir also etwa eine halbe Stunde durch das NICHTS und kamen anschließend in dem Dorf an. Wir wurden herzlich empfangen, aber es hieß sogleich, dass wir noch ein Stückchen fahren müssen, da wir sofort zu Esthers Haus sollen.
Nachdem wir insgesamt eine dreiviertel Stunde Pickipicki-Fahrt hinter uns hatten, kamen wir bei Esther an. Ihre Familie lebt noch krasser wie Anja und Mara in Mwanga!
Ein Lehmhaus mit drei kleinen und dunklen Zimmern und zwei Holzhütten bilden das Familieneigentum. Die Holzhütten darf man sich aber nicht wie so schöne aus Deutschland vorstellen, sondern dabei handelt es sich um etwas größere Äste, die neben einander in den Boden gesteckt sind. Wirklich dicht ist es nicht.
100m weiter steht noch ein ähnliches Wohnhaus von Verwandten, ansonsten ist weit und breit NICHTS!! Außer natürlich den Bäumen, Büschen, Dornensträuchern,...einfach gesagt, der Steppe.
Wir bekamen um zwölf Uhr mittags zunächst einmal Frühstück, denn das hatten wir bis dahin noch nicht zu uns genommen. Dann verbrachten wir viel Zeit mit reden und die Umgebung anschauen. Irgendwann am Nachmittag sollte es beginnen.
Es kamen auch immer mehr Menschen aus ganz unterschiedlichen Stämmen, u.a. Wabarbaiq, also die mit den Tätowierungen und großen Ohrlöchern.
Durch die Fahrt waren die zwei Mamas und ich aber ganz staubig, so dass wir duschen gegangen sind. Währenddessen haben die Menschen auch angefangen ein bisschen zu tanzen und Musik zu machen. Aber verpasst hatten wir noch nichts, denn als wir fertig waren, sollten wir erst einmal zu Esther ins Zimmer gehen.
Bis dahin hatten wir sie noch nicht gesehen. Der Grund dafür war, dass Esther total unglücklich und verweint im Haus blieb, denn ihr Bruder kann nicht zu ihrer Hochzeit kommen, da er kein Geld hat. Ohne Schulabschluss und Ausbildung haben die Menschen hier absolut nichts. Für Esther war das richtig schlimm, denn sie will ihn unbedingt dabei haben!
Wir haben eine Ewigkeit versucht eine Lösung zu finden, doch zunächst wurde Mittag gegessen, mittlerweile war es etwa halb fünf. Danach haben wir mit Davis, dem Verlobten von Esther, und drei weiteren Männer lange geredet und diskutiert, wie man am besten helfen kann. Auch mit dem Bruder von Esther wurde geredet. Doch es war ziemlich kompliziert und aus dem Bruder sprach auch schon der Alkohol. Wir waren schließlich mitten im Busch, da ist es normal, dass jeder Mann (Esthers Bruder ist auch schon deutlich älter als sie) spätestens am Nachmittag zu trinken anfängt.
Als es langsam dunkel wurde, sind alle Gäste wieder zurück in ihre Häuser und übrig blieb ein Rest von Verwandten, etwa 30 Personen. Um acht Uhr abends wurde dann doch noch eine kleine Zeremonie veranstaltet. Der Pfarrer sprach einige Worte und auch sonst manch andrer ergriff das Wort um Esther Gottes Segen und viel Glück zur baldigen Hochzeit zu wünschen.
Nachdem die Geschenkübergabe und die Reden vorbei waren, mussten wir nochmals essen. Es war schon richtig kalt geworden, aber trotzdem durfte man nicht, ohne gegessen zu haben, gehen.
Um halb elf etwa ging es dann los Richtung Dorf, denn da haben wir geschlafen. Zusammen mit 11 andere liefen wir in der Dunkelheit durch den Busch und das nicht gerade kurz. Einen Marsch von ungefähr 1 ½ Stunden hatten wir hinter uns, als wir im Dorf ankamen.
Die beiden Mamas und ich haben uns dann ein Bett geteilt, doch nach nicht einmal 4 Stunden Schlaf, hieß es am nächsten Morgen um halb fünf wieder aufstehen.
Unser Bus, oder besser gesagt das Dalladalla, fuhr dann um 5 Uhr wieder Richtung Singida ab. Es war sehr kalt, denn mehrere Fenster waren kaputt. Am frühen Morgen kamen wir in Singida an. Davis und Esther waren ebenfalls mit von der Partie, denn für sie ging es am Freitag, bzw. Samstag weiter nach Kigoma.
Nachmittags bin ich dann noch in das Center gegangen.
Freitags war im Center ein großer Tag – der Tag der Eröffnung des neuen Spielplatzes!!
Dazu kamen richtig hohe Tiere der Singida Region, eigentlich alle wichtigen Leute. In den letzten beiden Wochen haben 9 Californier den Spielplatz noch voll aufgebaut, diese waren natürlich auch da. Zudem war am Donnerstag noch eine weite Gruppe von Amerikanern, so um die 15-20 Leute, angereist, um für zwei Wochen die Arbeiten in den Dörfern zu unterstützen. Somit waren echt viele Wazungu im Center.
Es wurden ein paar Reden gehalten, die Kinder haben verschiedene Sachen vorgesungen und getanzt und sogar eine Frau von TBC (ein tansanischer Fernsehsender) war da. Dann wurde der Spielplatz offiziell eröffnet und die Kids haben sich riesig gefreut! Gemeinsam wurde gegessen und danach gab es eine Disco, in der die Kinder richtig abgegangen sind.
Ich habe eigentlich die ganze Zeit beim aufräumen, putzen, Essen ausgeben, usw. geholfen. Alle hatten richtig viel Spaß und der Tag war gelungen =)
Die Wände sind im Übrigen richtig schön geworden!! Amani, unser Maler, hat es super gut hinbekommen!!
Am Samstag habe ich dann Susanne getroffen und wir haben eine Fototour durch Singida gemacht, denn sie fliegt am 5.Juli schon heim und es war somit ihr letztes Wochenende in Singida. Mittags ist dann Anja aus Mwanga gekommen und gemeinsam mit Julius haben wir den Abend bei Julius und Richard vebracht, wobei der mal wieder nicht da war!
Sonntags habe ich dann nicht mehr viel angestellt. Morgens waren wir nochmal in der Stadt unterwegs.
Zur Zeit gibt es ein echtes Wasserproblem hier in Singida. Den genauen Grund weiß niemand, aber normal holen wir das Wasser immer im Vatcan, also der Lodge von meiner Familie. Doch da ist es momentan aus und auch an den „bomba la maji“ (Wasserstellen) kommt kein Wasser. In der Stadt gibt es noch etwas, aber da zahlt man für einen Eimer 1000 sh (etwa 50 cent) und der kostet normal 50 sh!! Also das ist krass überteuert.
So hatten wir die letzten Tage immer gerade genug Wasser um zu kochen. Teils musste ein Eimer den ganzen Abend reichen, d.h. Kochen, duschen, trinken...
Zudem war das Wasser nicht klar, sondern eher leicht milchig, d.h. Es war etwas schlammig. Damit wurde dann gekocht, geduscht, Wäsche gewaschen und Zähne geputzt.
Hier merkt man wirklich, wie wichtig Wasser ist und was es für ein Luxus bedeutet, einfach den Wasserhahn aufdrehen zu können und dann kommt das saubere und klare Wasser da raus!! Aber man kann auch mit wenig Wasser auskommen, man gewöhnt sich an alles ;)
Mir selber bleiben jetzt gerade mal noch drei „normale“ Wochenenden in Singida, denn morgen in drei Wochen bekomme ich schon Besuch =) Die Zeit rennt also nur so davon...der normale Alltag endet schon ganz bald.
Bis dahin, machts gut und liebe Grüße aus Singida
Jana