Und mal wieder sind zwei Wochen vergangen – einfach unglaublich wie die Zeit verfliegt!
Der Arbeitsalltag macht wieder sehr viel Spaß. In der Schule helfe ich jetzt viel in der Küche mit. Im Center läuft auch alles wie immer.
Seit Februar wird direkt daneben ein Gebäude gebaut, in dem die Kinder dann spielen können, wenn es fertig ist. Es soll eine Rutsche und Schaukel geben und vorne dran werden kleine Dukas (Läden) hinkommen. Das Haus ist jetzt im Endstadium und die Bauarbeiter arbeiten jeden Tag ganz fleißig. Eigentlich sollte es schon Mitte April fertig sein, naja wir sind ja in Tansania und deshalb mittlerweile auch schon gewöhnt, dass eigentlich nichts pünktlich fertig wird. Somit sind wir also gespannt, wann der neue „Spielplatz“ für unsere Kinder wirklich genutzt werden kann.
Über das letzte Wochenende habe ich Mara und Anja im Busch besucht, d.h. in Mwanga. Donnerstag nachmittags bin ich mit dem Bus vier Stunden in die Pamba gefahren. Singida liegt ja schon wirklich völlig abseits und mitten im Nichts, aber Mwanga übertrifft alles nochmal ;)
Nach 2-3 Stunden hat dann auch die Stromleitung aufgehört.
Ich bin also so gegen 18 Uhr in Mwanga angekommen und die beiden haben mich dort abgeholt. Mara und Anja sind auch Kolpingfreiwillige und zwei super liebe Mädels =)
Geschlafen habe ich die Tage über in Anjas Gastfamilie. In der ersten Nacht war auch Mara noch bei uns dabei. Die restlichen Abende haben wir lange gequatscht und dann Mara nach Hause begleitet.
In Mwanga lebt man das einfachste Leben vom einfachen. Es gibt weder fließend Wasser noch Strom. Die Häuser sind ganz einfach und es gibt keine Zwischendecke mehr, d.h. das Haus ist oben offen und man kann alles hören, was in den anderen Räumen vor sich geht. Die Toiletten sind ein Loch im Boden und nachts mit Kakerlaken übersät. Außerdem sind die meisten Klos und Duschen nicht überdacht. Viele Häuser und vor allem auch Klos und Duschen sind sogar ohne Türen.
Die Häuser im Ortszentrum stehen weit auseinander und das komplette Dorf ist ewig weit ausgedehnt. Von A nach B läuft man also lange ;)
Die Landschaft ist wunderschön. Tansanische Savanne, oder besser gesagt tansanischer Busch, mit einer richtig weiten Sicht ins Nichts. Alles ist rot vom Staub und vereinzelt ragen Bäume , Sträucher und Dornenbüsche aus dem Boden. Abends hört man Hundegebell, dem das Hyänengebell folgt. Tiere gibt es sehr viele. Kühe, Ziegen, Esel, Hühner, Hunde, Katzen. Un alle wohnen zusammen.
Es gibt wenig zu kaufen in Mwanga, d.h. Obst, Milch und Eier sind sehr rar. Das Hauptessen ist Ugali (Maisbrei) mit mboga (grünes Gemüse), was es oftmals morgens, mittags und abends gibt.
Um telefonieren zu können, muss man mit dem Handy an bestimmte Stellen gehen, z.B. mitten auf das Feld, denn an den meisten Plätzen hat man kein Empfang.
Ein Großteil der Menschen lebt von der Bauernwirtschaft. Jeder baut seine Sachen, die er zum Leben braucht, selber an und lebt somit von der eigenen Ernte.
Freitags war ich dann mit Mara in der Arbeit. Sie unterrichtet morgens eine Stunde in der Kolpingschule Englisch. Die Jungs lernen dort Schreiner und die Mädels lernen nähen und kochen. Danach geht Mara zur Secondary School um dort Englisch zu unterrichten. Dazu läuft sie jeden Morgen 40 Minuten hin und mittags wieder zurück.
Samstags war ich bei Anja mit in der Krankenstation. Dort haben wir Tütchen aus alten Buchseiten gerollt. Diese werden für Medikamente verwendet und so haben wir später Tabletten in die Tütchen abgezählt. Aber alles ohne Handschuhe oder Pinzetten, schön mit den Fingern ;) wenn man das mal in Deutschland machen würde?!
In Mwanga gibt es drei Stämme, die Wairaqw, die Wabarbaiq und die Wanyramba.
Die Wabarbaiq leben i.d.R. nicht im Ortskern, sondern weit außerhalb im Busch. Man erkennt sie auch sofort an ihrem Aussehen. Sie haben große Ohrlöcher, ganz viele Armreifen und Halsketten um und eine Tätowierung um die Augen.
Die Wairaqw und Wanyramba lassen sich nicht unterscheiden. Diese beiden Stämme mögen sich aber auch nicht sonderlich. In den Jahren 87 und 95 gab es jeweils ein kleiner Bürgerkrieg zwischen diesen Stämmen. Angefangen hat das durch Kuhraub. Jetzt leben sie wieder friedlich miteinander, aber man mag sich noch immer nicht. Dabei geht das Meiste von den Wairaqw aus, denn diese haben ein starkes „Zwei-Klassen-Menschen-Denken“ und „Stammesstolz“.
Da alles immer noch sehr traditionell ist, spricht man auch noch sehr viel Stammessprache. Das kann manchmal echt nervig sein, denn man versteht Kisuaheli eigentlich doch ganz gut und in der Familie reden dann alle Stammessprache, so dass man wieder nichts versteht. Kiiraqw hört sich auch echt richtig krass an. Manche Wörter lassen sich kaum aussprechen.
In der Krankenstation habe ich auch gleich mal einen jina la nymbani bekommen. In Tansania haben die meisten Menschen zwei Namen, einen christlichen/muslimischen und einen jina la nymbani (übersetzt: Hausname), also einen Namen der Stammessprache. Diese Namen haben oftmals eine Bedeutung. So werden Kinder, die auf der Straße geborgen wurden, einfach mal „Weg“ genannt.
Ich habe den Namen „omali“ (Igel) erhalten. Die Betonung liegt dabei auf dem li, denn ansonsten bedeutet er etwas anderes. Warum genau Igel habe ich keine Ahnung, aber ich habe mich gefreut ;) Der Name ist übrigens Kiiraqw.
Sonntags waren wir dann in der Kirche und ich musste mich mal wieder vorstellen. War allerdings halb so schlimm.
Wir wurden auch von ganz vielen Leuten eingeladen, was dazu führte, dass ich spontan mal noch 2 Nächte verlängerte. Eigentlich war geplant, dass ich Montag Nachmittag wieder nach Singida fahre, daraus wurde dann Mittwoch Morgen. War aber richtig schön bei so viele Leuten daheim vorbei zu schauen.
Was dabei auffällt ist die Tatsache, dass hier Geschenke wie selbstverständlich aus der Hand genommen werden. In Deutschland nimmt man das Geschenk wahr, wartet aber bis man es überreicht bekommt. In Tansania wird einem jedes Gepäck sofort aus der Hand genommen und Geschenke auch gleich verstaut ;)
Montags und Dienstags war ich dann jeweils mit Anja in der Arbeit, denn in der Krankenstation hat von Montag bis Donnerstag die Klinik und das MCH (mother and child health) offen. Da werden Kinder gewogen, schwangere Frauen abgetastet, Spritzen gegeben und entbunden.
So habe ich Anja geholfen Kinder zu wiegen und die Karten für schwangere Frauen auszufüllen. Im Dorf sind noch richtig viele Analphabeten, weshalb viele Frauen mit Daumenabdruck unterschreiben. Die Analphabetenquote liegt etwa bei 80%!!
Ich habe auch gelernt schwangeren Frauen den Bauch abzutasten und das Baby zu messen. Da war eine richtig tolle Erfahrung! Vor allem wenn man den Kopf und die Füße spürt, ist es total toll =)
Einmal war ich dann auch noch bei einer Geburt dabei und habe geholfen zu entbinden! Das war super interessant und echt schön!! Die Geburt verlief problemlos und ohne Zwischenfälle.
Montag morgens gab es ein kleines Erbeben. Es hat sich angehört, wie wenn es richtig laut donnern würde oder ein Flugzeug extrem tief über einem fliegt. Alles hat ein bisschen gewackelt und nach ein paar Sekunden war auch schon wieder alles vorbei. Erdbeben kommen in Mwanga öfters vor, denn Mwanga liegt im ostafrikanischen Grabenbruch.
Ein großes Problem in Mwanga ist, dass es nur sehr wenig Arbeit gibt. Daher sitzen viele Jugendliche nur rum und machen nichts. Was oftmals dazu führt, dass gekifft und getrunken wird.
Alkohol spielt überhaupt eine große Rolle im Dorf. Fast jeder Mann hat ein Alkoholproblem. Auch die Ärzte und Priester sieht man sehr oft trinken. Es kann auch gut sein, dass man die Ärzte mit einer, manchmal mehr manchmal weniger starken, Fahne am Arbeitsplatz antrifft. Das Problem gibt es auch in der Stadt, aber da bekommt man es nicht in diesem Ausmaß mit.
Kurz bevor ich gefahren bin, ist mir noch ein kleines Ungeschick passiert. Typisch Jana mal wieder, fällt ihr die Taschenlampe ins Klo. Auf der Taschenlampe war Obama abgebildet und die Mädels bei Anja haben sich kaputt gelacht und gemeint „Obama yupo chooni“ (Obama ist im Klo)!! War jedoch nicht weiter schlimm, sondern es fand einfach jeder nur lustig, ausgenommen von mir am Anfang ;)
Mwanga hat mir super gut gefallen und ich würde mich auch da sehr sehr wohl fühlen!
Jetzt am Wochenende war dann Anja hier in Singida und gestern haben wir einfach ein bisschen geshoppt ;)
Was hier im Moment auch heiß umher geht, ist der „Babu in Loliondo“, ein Wunderarzt im Norden Tansanias, an der Grenze zu Kenia. Der Babu stellt durch Wurzeln, die bislang für giftig gehalten wurden, eine Flüssigkeit her, die angeblich alle Krankheiten heilt.
Trinkt man diese Medizin, so ist man von jedem kleinen Wehwehchen, aber auch von Krankheiten wie Diabetes, Krebs und AIDS geheilt.
Die Menschen hier pilgern in Scharen zu Babu, um sich von ihren Schmerzen zu befreien. Man zahlt 100.000 bis 150.000 Shilling (50-75€), was für die normale Bevölkerung hier ein Vermögen ist, und kann bei jeder kleinen Busgesellschaft die Fahrt nach Loliondo antreten.
Ich denke eigentlich darüber, dass das ganze nur Geldmacherei ist, aber darf ich wirklich, nur weil ich aus einer anderen Kultur komme, so darüber urteilen?? Ganz klar ist auf jeden Fall, dass medizinisch noch nichts nachgewiesen ist.
Also wir werden sehen, ob wirklich etwas dran ist an der Wundermedizin von Babu.
So das wars dann mal wieder!! Eine schöne Zeit euch allen und bis bald!
Eure Jana
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