Hier ein paar Eindruecke, die fuer mich schon voellig normal sind =)
Vor einer Woche ging die Schule wieder los und somit auch die Arbeit im Center. In der Schule unterrichte ich jetzt in 3 Faechern, Englisch in Klasse 1, dann Mathematik in Klasse 2 und History in Klasse 3. Insgesamt sind es 12 Schulstunden, die ich, jeweils zusammen mit einem anderen Lehrer, in der Klasse bin. Warum nicht alleine? Ganz einfach: Wir sind nur bis um 12 Uhr in der Schule taetig und gehen dann weiter zum Center, auch dieses Jahr. Und da in der Schule auch am Nachmittag noch Unterricht stattfindet, sind wir jetzt immer zu zweit in einer Klasse, damit der andere Lehrer den Unterricht mittags weiter machen kann. Es ist aber auch okay so, denn so hat man groessere Chancen, dass man alle Hefte bis zum Stundenende auch wieder korrigiert hat.
Ab halb 1 sind wir dann wieder im Center. Da ist die gleiche Arbeit wie im letzten Jahr zu erledigen, was soviel heisst wie Becher aus dem Schrank raeumen, Essen ausgeben, Essen fuer uns Mitarbeiter kochen, Becher wieder einraeumen, spuelen und putzen. Meine Englischschueler muss ich nun nicht mehr unterrichten, denn die gehen seit dem neuen Schuljahr alle auf die Secondary School und kommen somit auch nur noch zum Essen. Ein bisschen schade finde ich das schon, denn immerhin hat es mir Spass gemacht.
Soweit also der Start im neuen Jahr.
Jetzt ein paar tansanische Alltaeglichkeiten und Veraenderungen.
In meinem Zimmer hab ich es mir jetzt gemuetlicher gemacht. Zwar habe noch immer nicht mehr Platz, was ich mittlerweile auch ueberhaupt nicht mehr benoetige, aber an Stelle von dem Stuhl steht jetzt ein Regal. Und an der Wand habe ich Fotos platziert, damit es etwas schoener und heimischer wird.
Tiere halten ist hier so eine Sache fuer sich. Insbesondere gilt das fuer die Huehnerzucht und –haltung. Die armen Tiere sind in wahnsinnig engen „Staellen“ untergebracht und moechte man mehrer Huehnchen fuer das Essen kaufen, dann bekommt man ein Buendel von Huehnern, die an den Fuessen zusammen gebunden sind. Geschlachtet wird dann im Allgemeinen mitten im Hof und alle Innereien werden schoen sortiert und selbstverstaendlich auch verwendet.
Man nimmt ja an, dass hier alle sehr pruede sind, was das Zeigen von zu viel Haut angeht. Ansich ist es auch so und je nach dem wo man sich gerade befindet muss man sich auch entsprechend kleiden. Vor allem auf dem Land ist es ein absolutes No-Go die Schultern, zu viel Ausschnitt und alles ab dem Knie und aufwaerts zu zeigen. Jedoch ist es etwas anderes, wenn eine Frau gerade ein Kind zum Stillen hat. Da wird, ganz egal wo man sich gerade befindet, wenn es sein muss auch in der Kirche, einfach mal die Brust ausgepackt und man stillt vor egal wie vielen Menschen.
Das Festnetztelefon wurde hier uebersprungen und es gibt nur ganz wenige. Dafuer hat eigentlich jeder ein Handy. Und es ist ganz normal, dass wenn es klingelt, man auch hingeht. Aber auf die Idee, waehrend einer Besprechung, der Kirche, einer Unterhaltung oder dem Unterricht das Handy auf lautlos zu schalten, kommen die wenigsten. Es kann sein, dass man auf einer Besprechung alle 2 Minuten ein Handy klingeln hoert. Die Leute gehen dann selbstverstaendlich auch ran und manche gehen dafuer nichteinmal aus dem Raum.
Momentan regnet es sehr viel. Offiziell ist gerade keine Regenzeit, doch das Wetter spielt dieses Jahr ein bisschen verrueckt. Im Dezember hat es kaum geregnet, da waere die kleine Regenzeit gewesen, dafuer regnet es seit Januar jeden Tag. Es kuehlt dann auch maechtig ab, doch danach ist es meistens sofort wieder heiss, bzw. schwuel. Was ein bisschen unpraktisch ist, bis jetzt gab es aber noch keine Probleme damit, mein Zimmer hat zwar ein Fenster, aber dieses Fenster ist ohne Glas. Gluecklicherweise hat es noch nicht reingeregnet, doch manchmal spuere ich einen leichten Niesel von draussen, wenn es gerade regnet.
Die Regenzeit ist sehr gut fuer die Bevoelkerung hier, denn dann gibt es genuegend Wasser. Und fuer die, die so gut wie nichts besitzen, heisst es dann Wasser aus den Regenpfuetzen holen. Das Wasser ist alles andere als sauber und meist ist es einfach nur eine Schlammbruehe, denn durch den ganzen Sand und Dreck bleibt das Wasser natuerlich nicht lange sauber.
Auf den Strassen fuehrt der Regen manchmal zu Verkehrsproblemen. Da die wenigsten Strassen geteert sind, kann es schon mal vorkommen, dass Busse oder LKWs im Schlamm stecken bleiben. Fuer eine Fahrt nach Arusha kann man, wenn man Pech hat, bis zu 3 Tagen brauchen. Zum Glueck ist mir das bisher verschont geblieben, aber man soll ja nichts verschreien!
Ueber den vielen Muell, der hier ueberall so rumliegt habe ich ja schon berichtet. Eine weiter Umweltverschmutzung ist der Motor. Ein Auto wird oft stundenlang nicht ausgeschalten, sondern der Motor laeuft und laeuft und laueft. Da ist es egal, ob man einen kurzen Besuch bei Bekannten (wobei von Anfang an klar ist, dass man vor einer halben Stunde nicht mehr wegkommt) macht, ob man noch vor dem Tor wartet bis man endlich losfaehrt, oder gerade kurz eine Reparatur gemacht wird, der Motor bleibt an. Auch ein Daladala laesst den Motor laufen, obwohl man oftmals eine halbe Stunde wartet bis genug Menschen in dem Toyotakleinbus sitzen, damit es losgeht.
Stromausfaelle sind hier ebenfalls alltaeglich. Im Schnitt ist jeden 2. oder 3. Tag der Strom fuer mehrere Stunden weg. Das liegt daran, dass Tansania seit einigen Monaten den Strom unter der Bevoelkerung aufteilt, denn es muss gespart werden. In Deutschland kann man es sich nicht vorstellen fuer mehrere Stunden ohne Strom zu sein und sollte es doch mal passieren, dann aergert man sich total. Hier ist es fuer mich schon total normal bei Kerzenlicht zu kochen, duschen, lesen und arbeiten.
Ebenfalls voellig normal ist es, dass man auf einer mehrstuendigen Auto- oder Busfahrt mehrmals von der Polizei angehalten wird. Meist wird dann nur kurz einmal reingeschaut und nett „Hallo“ gesagt, aber nervig ist das ganze trotzdem.
In der Stadt faellt es einem gar nicht so arg auf, doch vor allem auf dem Land merkt man das grosse Alkoholproblem in Tansania. Viele trinken Bier oder die einheimischen, selbstgebrauten Getraenke wie Wasser. Unter anderem auch Menschen, von denen man es eigentlich spontan nicht erwarten wuerde, wie Aerzte. In den Doerfern ist es so, dass wenn das einheimische Getraenk gebraut wird, man der/m Dorfaeltesten eine bestimmte Literanzahl davon abgeben muss. Daher hat diese/r eine oftmals eine grosse Anzahl an Getraenken daheim und so bekommen auch die Enkelkinder schon mit etwa 10 – 12 Jahren Alkohol angeboten.
Polepole (langsam) – oh ja, darin ist man hier ein Meister. Sei es bei Verabredungen, Besprechungen, im Laufen oder Sachen reparieren, alles wird schoen gemuetlich gemacht. Wie ein afrikanisches Sprichwort sagt:
Die Europaeer haben die Uhr, wir haben die Zeit.
Und es ist auch wirklich so. Faengt eine Besprechung um 8 Uhr an, braucht man vor halb 10 gar nicht erscheinen, denn da ist eh noch niemand da. Laesst man sich ein Kleid schneidern und bekommt gesagt es ist bis da und da fertig, ist es sinnlos an dem Tag vorbeizuschauen, denn es kann auch vorkommen, dass man eine Woche spaeter danach schaut und gesagt bekommt „oh, tut mir Leid, aber ich braeuchte deine Maasse nochmals, habe sie verloren“. Wird etwas repariert, dann muss man in jedem Fall mehrer Stunden dazu rechnen, wenn nicht sogar ein paar Tage, bis es endlich fertig ist.
Bilder stelle ich so bald wie moeglich wieder hoch, aber es kann noch ein Weilchen dauern, sorry dafuer!
Ich hoffe ihr habt nun ein paar neue Eindruecke und koennt euch mein Leben hier ein Stueck weit besser vorstellen, wobei man das meiste einfach einmal erlebt haben muss um eine wirkliche Vorstellung davon zu haben.
Eure Jana
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