Mittwoch, 19. Januar 2011

Dies und das aus dem tansanischen Alltag


Hier ein paar Eindruecke, die fuer mich schon voellig normal sind =)
                                          
Vor einer Woche ging die Schule wieder los und somit auch die Arbeit im Center. In der Schule unterrichte ich jetzt in 3 Faechern, Englisch in Klasse 1, dann Mathematik in Klasse 2 und History in Klasse 3. Insgesamt sind es 12 Schulstunden, die ich, jeweils zusammen mit einem anderen Lehrer, in der Klasse bin. Warum nicht alleine? Ganz einfach: Wir sind nur bis um 12 Uhr in der Schule taetig und gehen dann weiter zum Center, auch dieses Jahr. Und da in der Schule auch am Nachmittag noch Unterricht stattfindet, sind wir jetzt immer zu zweit in einer Klasse, damit der andere Lehrer den Unterricht mittags weiter machen kann. Es ist aber auch okay so, denn so hat man groessere Chancen, dass man alle Hefte bis zum Stundenende auch wieder korrigiert hat.
Ab halb 1 sind wir dann wieder im Center. Da ist die gleiche Arbeit wie im letzten Jahr zu erledigen, was soviel heisst wie Becher aus dem Schrank raeumen, Essen ausgeben, Essen fuer uns Mitarbeiter kochen, Becher wieder einraeumen, spuelen und putzen. Meine Englischschueler muss ich nun nicht mehr unterrichten, denn die gehen seit dem neuen Schuljahr alle auf die Secondary School und kommen somit auch nur noch zum Essen. Ein bisschen schade finde ich das schon, denn immerhin hat es mir Spass gemacht.
Soweit also der Start im neuen Jahr.


Jetzt ein paar tansanische Alltaeglichkeiten und Veraenderungen.

In meinem Zimmer hab ich es mir jetzt gemuetlicher gemacht. Zwar habe noch immer nicht mehr Platz, was ich mittlerweile auch ueberhaupt nicht mehr benoetige, aber an Stelle von dem Stuhl steht jetzt ein Regal. Und an der Wand habe ich Fotos platziert, damit es etwas schoener und heimischer wird.

Tiere halten ist hier so eine Sache fuer sich. Insbesondere gilt das fuer die Huehnerzucht und –haltung. Die armen Tiere sind in wahnsinnig engen „Staellen“ untergebracht und moechte man mehrer Huehnchen fuer das Essen kaufen, dann bekommt man ein Buendel von Huehnern, die an den Fuessen zusammen gebunden sind. Geschlachtet wird dann im Allgemeinen mitten im Hof und alle Innereien werden schoen sortiert und selbstverstaendlich auch verwendet.

Man nimmt ja an, dass hier alle sehr pruede sind, was das Zeigen von zu viel Haut angeht. Ansich ist es auch so und je nach dem wo man sich gerade befindet muss man sich auch entsprechend kleiden. Vor allem auf dem Land ist es ein absolutes No-Go die Schultern, zu viel Ausschnitt und alles ab dem Knie und aufwaerts zu zeigen. Jedoch ist es etwas anderes, wenn eine Frau gerade ein Kind zum Stillen hat. Da wird, ganz egal wo man sich gerade befindet, wenn es sein muss auch in der Kirche, einfach mal die Brust ausgepackt und man stillt vor egal wie vielen Menschen.

Das Festnetztelefon wurde hier uebersprungen und es gibt nur ganz wenige. Dafuer hat eigentlich jeder ein Handy. Und es ist ganz normal, dass wenn es klingelt, man auch hingeht. Aber auf die Idee, waehrend einer Besprechung, der Kirche, einer Unterhaltung oder dem Unterricht das Handy auf lautlos zu schalten, kommen die wenigsten. Es kann sein, dass man auf einer Besprechung alle 2 Minuten ein Handy klingeln hoert. Die Leute gehen dann selbstverstaendlich auch ran und manche gehen dafuer nichteinmal aus dem Raum.

Momentan regnet es sehr viel. Offiziell ist gerade keine Regenzeit, doch das Wetter spielt dieses Jahr ein bisschen verrueckt. Im Dezember hat es kaum geregnet, da waere die kleine Regenzeit gewesen, dafuer regnet es seit Januar jeden Tag. Es kuehlt dann auch maechtig ab, doch danach ist es meistens sofort wieder heiss, bzw. schwuel. Was ein bisschen unpraktisch ist, bis jetzt gab es aber noch keine Probleme damit, mein Zimmer hat zwar ein Fenster, aber dieses Fenster ist ohne Glas. Gluecklicherweise hat es noch nicht reingeregnet, doch manchmal spuere ich einen leichten Niesel von draussen, wenn es gerade regnet.

Die Regenzeit ist sehr gut fuer die Bevoelkerung hier, denn dann gibt es genuegend Wasser. Und fuer die, die so gut wie nichts besitzen, heisst es dann Wasser aus den Regenpfuetzen holen. Das Wasser ist alles andere als sauber und meist ist es einfach nur eine Schlammbruehe, denn durch den ganzen Sand und Dreck bleibt das Wasser natuerlich nicht lange sauber.

Auf den Strassen fuehrt der Regen manchmal zu Verkehrsproblemen. Da die wenigsten Strassen geteert sind, kann es schon mal vorkommen, dass Busse oder LKWs im Schlamm stecken bleiben. Fuer eine Fahrt nach Arusha kann man, wenn man Pech hat, bis zu 3 Tagen brauchen. Zum Glueck ist mir das bisher verschont geblieben, aber man soll ja nichts verschreien!

Ueber den vielen Muell, der hier ueberall so rumliegt habe ich ja schon berichtet. Eine weiter Umweltverschmutzung ist der Motor. Ein Auto wird oft stundenlang nicht ausgeschalten, sondern der Motor laeuft und laeuft und laueft. Da ist es egal, ob man einen kurzen Besuch bei Bekannten (wobei von Anfang an klar ist, dass man vor einer halben Stunde nicht mehr wegkommt) macht, ob man noch vor dem Tor wartet bis man endlich losfaehrt, oder gerade kurz eine Reparatur gemacht wird, der Motor bleibt an. Auch ein Daladala laesst den Motor laufen, obwohl man oftmals eine halbe Stunde wartet bis genug Menschen in dem Toyotakleinbus sitzen, damit es losgeht.

Stromausfaelle sind hier ebenfalls alltaeglich. Im Schnitt ist jeden 2. oder 3. Tag der Strom fuer mehrere Stunden weg. Das liegt daran, dass Tansania seit einigen Monaten den Strom unter der Bevoelkerung aufteilt, denn es muss gespart werden. In Deutschland kann man es sich nicht vorstellen fuer mehrere Stunden ohne Strom zu sein und sollte es doch mal passieren, dann aergert man sich total. Hier ist es fuer mich schon total normal bei Kerzenlicht zu kochen, duschen, lesen und arbeiten.

Ebenfalls voellig normal ist es, dass man auf einer mehrstuendigen Auto- oder Busfahrt mehrmals von der Polizei angehalten wird. Meist wird dann nur kurz einmal reingeschaut und nett „Hallo“ gesagt, aber nervig ist das ganze trotzdem.

In der Stadt faellt es einem gar nicht so arg auf, doch vor allem auf dem Land merkt man das grosse Alkoholproblem in Tansania. Viele trinken Bier oder die einheimischen, selbstgebrauten Getraenke wie Wasser. Unter anderem auch Menschen, von denen man es eigentlich spontan nicht erwarten wuerde, wie Aerzte. In den Doerfern ist es so, dass wenn das einheimische Getraenk gebraut wird, man der/m Dorfaeltesten eine bestimmte Literanzahl davon abgeben muss. Daher hat diese/r eine oftmals eine grosse Anzahl an Getraenken daheim und so bekommen auch die Enkelkinder schon mit etwa 10 – 12 Jahren Alkohol angeboten.

Polepole (langsam) – oh ja, darin ist man hier ein Meister. Sei es bei Verabredungen, Besprechungen, im Laufen oder Sachen reparieren, alles wird schoen gemuetlich gemacht. Wie ein afrikanisches Sprichwort sagt:
Die Europaeer haben die Uhr, wir haben die Zeit.
Und es ist auch wirklich so. Faengt eine Besprechung um 8 Uhr an, braucht man vor halb 10 gar nicht erscheinen, denn da ist eh noch niemand da. Laesst man sich ein Kleid schneidern und bekommt gesagt es ist bis da und da fertig, ist es sinnlos an dem Tag vorbeizuschauen, denn es kann auch vorkommen, dass man eine Woche spaeter danach schaut und gesagt bekommt „oh, tut mir Leid, aber ich braeuchte deine Maasse nochmals, habe sie verloren“. Wird etwas repariert, dann muss man in jedem Fall mehrer Stunden dazu rechnen, wenn nicht sogar ein paar Tage, bis es endlich fertig ist.

Bilder stelle ich so bald wie moeglich wieder hoch, aber es kann noch ein Weilchen dauern, sorry dafuer!

Ich hoffe ihr habt nun ein paar neue Eindruecke und koennt euch mein Leben hier ein Stueck weit besser vorstellen, wobei man das meiste einfach einmal erlebt haben muss um eine wirkliche Vorstellung davon zu haben.

Eure Jana

Samstag, 8. Januar 2011

Krismasi na heri ya mwaka mpya – Weihnachten und ein froehliches neues Jahr =)


Der Jahresabschluss mal ganz anders als sonst ;)

Kurz gesagt, Weihnachten gab es fuer mich letztes Jahr nicht wirklich und das neue Jahr wurde barfuss am Strand begruesst!

Zusammen mit der Haelfte von meiner Familie bin ich am 23. Dezember nach Rombo gefahren. Warum nur die Haeflte? Alle meine Gastgeschwister bis auf die Keinste sind schon dienstags mit dem Bus gefahren, da im Auto keine 10 Mann + Gepaeck Platz hatten. Dabei sind wir ja eigentlich in Afrika, wo man auch in einen Toyotakleinbus mehr als 30 Leute reinquetscht. Naja, mir wars recht, denn so wars nicht ganz so eng.
Rombo liegt am Hang des Kilimanjaros 5 km von der kenianischen Grenze entfernt. Die Landschaft und auch das Staedtchen sind sehr schoen, alles ist gruen und mit vielen Bananenstauden besehen. Waere der Himmel klar gewesen haette man einen fantastischen Ausblick auf den Kilimanjaro gehabt, denn der war ja praktisch ueber einem.
Von weihnachtlicher Stimmung habe ich allerdings nicht viel gemerkt. Dazu fehlten aber auch einige Dinge wie Kaelte und Schnee, Plaetzchen, Weihnachtsmarkt,... Daher war fuer mich der 24. ein ganz normaler Tag wie sonst auch, wobei das hier so oder so nichts besonderes ist, denn Weihnachten ist ja erst am 25. Dezember.
An dem besagten Tag ging es morgens in die Kirche. Der Gottesdienst war mal richtig angenehm, ohne Knien und nicht zu lange. Das einzige was mich da jedoch an Weihnachten erinnerte, war das Lied „Oh du Froehliche“ auf Kisuaheli. Danach war Weihnachten fuer mich vorbei, denn nach der Kirche lag ich nur noch krank im Bett. Die Mama war deswegen total traurig, denn so konnte ich nicht mit ihnen feiern.
Sonntags ging es mir dann schon wieder besser.

Als naechstes hiess es auf nach Sansibar – doch daraus wurde so schnell nichts. Zusammen mit Susi, Fabi, Fido, Eva und Julius sollte es montags eigentlich Richtung Daressalam losgehen. Doch nach etwa einer halben Stunde Autofahrt machte der Wagen schlapp. Also ging es zurueck nach Moshi um das Auto zu reparieren. Da wir hier bekanntlich in Tansania sind, heisst es auch beim Auto reparieren „polepole“ (dt. langsam). Wir haben den Dienstag dann gleich am Schopf gepackt und fuer einen Ausflug zu einem der Wasserfaellen bei Moshi genutzt. Daher war die Autopanne gar nicht mal so schlimm, denn waere sie nicht gewesen, haetten wir den schoene Wasserfall nicht gesehen. Nach 1 Stunde Daladala fahren und 2 Stunden wandern standen wir vor einem 72 m hohen Wasserfall, ebenfalls in den Haengen vom Kilimanjaro. Das Wasser war eissig kalt, aber uns Maedels hats trotzdem nicht davon abgehalten reinzuspringen!
Am Mittwoch Mittag sind war dann endlich losgefahren. Diesmal ohne weitere Zwischenfaelle. Wir hatten eine schreckliche heisse Nacht in Daressalam, denn man schwitzt dort schon im Stehen ohne jegliche Bewegungen. Am naechsten Morgen sind wir mit der Faehre weiter nach Sansibar.
Zur Belohnung haben wir uns den ganzen Tag am Strand ausgeruht ;) Und dabei war alleine der Anblick auf das Meer atemberaubend! Es sah aus wie im Paradies – tuerkis-blaues Meer, weisser Sand, Palmen und Sonne! Wirklich toll! Das Meer ist zwar warm gewesen, aber fuer uns war es dennoch eine Abkuehlung, denn die Luft war noch tausend mal heisser. Gegessen haben wir immer in einem Restaurant am Strand, sowohl mittags als auch abends. Es ist einfach herrlich, wenn man bei einem super leckerem Essen mit den Zehen im Sand puhlen und auf das Meer blicken kann.
Am 31. Januar sind Eva (eine Freundin von Fabi, die zu Besuch war), Fabi, Julius und ich nach Stonetown und haben ein wenig Sightseeing gemacht. Hat sich wirklich gelohnt, denn Stonetown ist so schoen, wie es immer heisst. Ein bisschen hat es mich an Venedig erinnert, denn es gibt auch so schmale und verschlungene Gassen.
Abends haben wir gegrillte Meeresfruechte am Strang gegessen und somit den Silversterabend perfekt eingeleitet. Danach ging es mit einem kleinen Holzboot in den naechsten Ort. Dort fand eine grosse Silvesterparty statt. Und man muss es wirklich mal erlebt haben - Silvester barfuss und im Sommerkleidchen, ganz ohne zu frieren und dick eingepackt zu sein! Dementsprechend viel Spass hatten wir auch =)
Nachts gings dann mit dem Boot zurueck und nachdem wir noch ein Weilchen am Strand geredet haben, sind wir dann auch mal schlafen gegangen.
Neujahr wurde dann nicht viel gemacht – kaum zu glauen, oder?! :D Wir haben uns am Strand ausgeruht und sehr oft eine Abkuehlung im Meer genossen, denn auch Sansibar ist extrem heiss.
Danach hiess es leider schon wieder nach Hause fahren, d.h. wir haben den Sonntag noch in Daressalam verbracht und sind montags zurueck nach Arusha. Dort war ich dann noch bis Mittwoch und dann ging es fuer mich zurueck in meine Heimat Singida.

Seither ist dann nicht mehr viel passiert. Ich finde es schoen wieder bei meiner Familie zu sein. Am Montag geht es wieder mit Arbeiten los und der normale Alltag beginnt erneut. Dennoch freue ich mich darauf ;)

Bis bald
Eure Jana